von Chip Brogden
Jeder Christ ist zu dem Dienst des Füreinander-Daseins berufen. Wir sollen einander lieben, einander dienen, uns einander unterordnen, einander unterweisen, uns gegenseitig ermutigen und helfen, einander vergeben usw. Dies ist unser geistlicher Dienst. Dies ist unser Dienst am Leib Christi und die Grundlage, aus der jede geistliche Gabe wirken sollte. Es wäre nützlich für dich, alle Stellen der Bibel zu studieren, die das “einander” erwähnen. Es gibt eine beachtliche Anzahl dieser Bezugnahmen. Zu sehen, dass das Christentum nicht für Einsiedler gedacht ist, wird dir hilfreich sein. Im Königreich Gottes gibt es keinen Raum für Eigenbrötlerei, denn wir sind ein Leib mit vielen Gliedern, jedes mit dem anderen zusammengefügt in gegenseitiger Abhängigkeit. Du kannst auch erkennen, dass wir dazu berufen sind, ein einfaches Leben im stillen Dienst für unsere Brüder und Schwestern zu leben. Das ist weder kompliziert noch schwierig.
Leute fragen mich ständig: “Wie weiß ich, ob ich in den Dienst berufen bin?” Ich antworte, indem ich sage: “Du bist ganz sicher in den Dienst berufen.” Sie denken dann, ich bin möglicherweise ein Prophet oder kann etwas sehen, was sie nicht sehen können. An dem Punkt muss ich meine Aussage verdeutlichen und erklären, dass jeder von uns in den Dienst des Füreinander-Daseins berufen ist. Keiner ist davon ausgenommen. Wie sich das letztendlich in deinem Leben entwickeln wird, ist ein wunderbares Geheimnis, dass du für dich selbst herausfinden musst. Halte für den Anfang nur nicht nach großen, bedeutsamen Dingen Ausschau; finde einfach ein paar Brüder und Schwestern und fange an, dein Füreinander-Dasein zu praktizieren.
Andere fragen: “Doch wie weiß ich, ob Gott mich in einen Vollzeit-Dienst beruft?” Meine Antwort ist, dass er uns alle in den Vollzeit-Dienst des Füreinander-Daseins beruft. Ich kann die Stelle in meiner Bibel nicht finden, wo von einem Teilzeit-Engagement die Rede ist. Es gibt so etwas wie einen Teilzeit-Dienst nicht, so wie es auch keine Teilzeit-Gottesdiener oder einen Teilzeit-Christen gibt. Entweder heißt es immer oder gar nicht.
Das Problem vieler Menschen, die nach einem “Vollzeit”-Dienst streben ist, dass sie etwas Bedeutsames tun wollen, etwas sofort Sichtbares, Wohlgefälliges und Anerkanntes, so dass es ihre Zeit ausfüllen und sie ernähren möge, damit sie nicht mehr in einem “weltlichen” Job arbeiten müssten. Sie wollen gleich ganz oben anfangen, mit einem Titel und einem Posten, haben aber keine Ahnung von dem Dienst des Füreinander-Dasein. Sie wollen predigen oder lehren, singen oder auf irgendeine andere Weise oben in der Mitte des Podiums stehen.
Ich habe mehr als einen jungen Menschen in meiner Seelsorge gehabt, der überzeugt war, der Herr rufe ihn in irgendeinen Dienst. Mit Sicherheit sind ihre Motive aufrichtig und sie sehnen sich danach, gute Werke zu tun. Doch bei eingehender Betrachtung kann man sehen, dass sie eine ganz bestimmte Meinung oder feste Vorstellung davon haben, was einen Dienst ausmacht. Sie stellen sich vor, einen Dienst zu haben bedeutet, Leute kommen und hören ihnen beim Predigen zu. Sie stellen sich vor, wie es sein würde, hinter dem Rednerpult zu stehen, zu sprechen und zu hören, wie die Leute “Amen!” sagen, oder auch “Jawohl, du sagst es, Bruder!” In manchen Fällen schauen sie mich an und erwarten, dass ich meine Hand über sie halte oder ein paar Worte zu ihnen spreche, die ihre Berufung bestätigen und ihnen klare Richtungsweisung geben. Oder sie reden davon, ihren “weltlichen” Arbeitsplatz aufzugeben, um in den “Vollzeit”-Dienst zu gehen.
WIE MAN AUF FALSCHE WEISE IN DEN DIENST TRITT
Als ich dreiundzwanzig Jahre alt war, spürte ich, dass es für mich an der Zeit war, einen großen Schritt zu tun und in den “Vollzeit”-Dienst einzutreten. Ich wusste, ich war zum Dienst berufen, außerdem war ich bereits einer der Partnerpastoren in unserer Gemeinde, doch ich war ungeduldig und begierig, meine ganze Zeit in das zu investieren, was ich für den Dienst hielt – predigen und lehren. Ich dachte, “vollzeitlich” in den Dienst zu gehen, wäre ein großartiges Ereignis, das von Trompeten und Herolden begleitet wäre. Ich wollte aber in Bezug auf des Herrn Führung sicher sein, also fastete und betete ich, um zu sehen, ob er meinen Plänen zustimmte (beachtet bitte, wie ich das formuliert habe). Drei Tage lang aß und trank ich nichts. Am Ende dieser drei Tage kündigte ich meinen Arbeitsplatz und ließ jeden wissen, dass ich nun im “Vollzeit”-Dienst wäre.
Nach etwa drei Monaten des “vollzeitigen” Dienstes, hatte ich in drei Gemeinden gepredigt und einen Newsletter verschickt, so dass jeder wusste, wo er sein Geld hinschicken konnte. Es dauerte nicht lange und es gab nichts mehr zu Essen im Haus. Also begannen wir, Freunde und Verwandte zu besuchen, um “Gemeinschaft” zu haben, in der Hoffnung, man würde uns einladen, zum Abendessen zu bleiben. Wir waren darauf angewiesen, dass die Gemeinde unsere Telefon- und Stromrechnungen bezahlte. Etwa zu der Zeit teilte mir meine Frau mit, dass sie mit unserem zweiten Kind schwanger war. Natürlich hatten wir keine Krankenversicherung.
Als es richtig eng wurde, fiel mir ein Mann ein, der etwa eine Autostunde entfernt wohnte und mir Geld schuldete. Da es Abendessenzeit war, bat ich meine Frau, mir etwas Proviant mitzugeben, den ich auf dem Weg zu diesem Mann verzehren wollte. Sie gab mir ein einziges Stückchen Beef-Jerky (getrocknetes Rindfleisch – Anm. d. Übers.) und eine Thermoskanne, gefüllt mit Eistee, denn das war alles, was wir hatten. Am Ende ging ich zu der Suppenküche, die von unserer Gemeinde unterstützt wurde und fragte, ob ich als Gegenleistung für einen der Nahrungsmittel-Kartons helfen könnte, die Lieferwagen zu beladen. Die nächsten paar Wochen lebten wir von Microwellen-Pizza und gefrorenen Tortellini, die wir kochten und in einigen interessanten Variationen auf den Tisch brachten. Ich verstehe nun, wie die Hebräer über Manna vom Himmel klagen konnten, nachdem sie es so lange Zeit gegessen hatten. Bis zum heutigen Tag esse ich keine Tortellini mehr.
Zu guter Letzt mussten wir unser Haus räumen, da wir die Miete nicht länger bezahlen konnten. Wir zogen zu den Eltern meiner Frau und lebten dort in einem Zimmer mit Einzelbett. Wir hatten kein Geld, um unsere Sachen einlagern zu lassen, also wickelten wir alles in Plastikfolie und stellten es in der Garage meiner Schwiegereltern unter. Zwischenzeitlich erzählte mir jemand von einer kleinen Gemeinde, die einen Pastor suchte. Sie zahlten die erstaunliche Summe von 100 $ pro Woche, was mir zu der Zeit wie der Schatz eines Königs vorkam. Also nahmen wir an.
Der Gemeinde war es möglich, unser Einkommen im Lauf der Zeit etwas zu erhöhen, doch es war bald klar, dass ich den “Vollzeit”-Dienst verlassen und wieder zurückgehen musste auf den “weltlichen” Arbeitsmarkt, um meine Familie ernähren zu können. Ich erinnere noch, wie mir dies zum ersten Mal klar wurde und wie tief es meinen Stolz verletzte. Ich weiß noch, wie ich betete, während ich auf meinem Heimweg über eine Brücke fuhr: “Herr, ich tue alles, wenn du mich nur “vollzeitlich” im Dienst bleiben lässt.” Ich wollte mir keine Arbeit suchen, weil ich dachte, das würde mir als ein Mangel an Vertrauen ausgelegt werden. In der folgenden Woche wurde mir eine Arbeitsstelle angeboten und auf das Insistieren meiner Frau hin, nahm ich ihn auch an.
Warum ich diese Erfahrung mit euch teile? Halte ich es als Modell hoch, um zu zeigen, was es heißt für Jesus zu leiden? Ist dies ein Beispiel dafür, was es bedeutet im Dienst für den Herrn zu stehen? Keinesfalls! Ich war engagiert, ohne Zweifel. Manch einer mag sagen, es widerfuhr dir so, weil du nicht genügend Vertrauen hattest. Mag sein, doch ich wette, ich hatte mit dreiundzwanzig mehr Glauben als du ihn möglicherweise hattest. Ich konnte länger beten, länger fasten, länger predigen und länger arbeiten als jeder andere. Wie Paulus sagt “Ich habe in größerem Maße gearbeitet als alle anderen.” Doch wie das Sprichwort sagt: Fanatismus besteht aus dem fortgesetzten Tun von Dingen, obwohl man schon längst vergessen hat, warum man sie tut.
GEISTERFÜLLTER DIENST IST PRAKTISCH
Seit jener Zeit (nach vielen weiteren Prüfungen und Tests) habe ich gelernt, dass auch der erhabenste geistliche Dienst uns niemals dazu veranlassen wird, unsere niedrigsten irdischen Pflichten zu vernachlässigen. Wenn du nicht treu in Bezug auf irdische Dinge bist, wer wird dir dann geistliche Dinge anvertrauen? Paulus´ Briefe beginnen immer mit geistlicher Realität und enden mit der irdischen Verantwortung. Das ist der Grund, warum er Menschen dazu anhält, an dem Platz zu bleiben wo sie sind, wenn sie zum ersten Mal gerufen werden. Das heißt, wenn du ein Ehemann bist, liebe deine Frau. Bist du eine Ehefrau, liebe deinen Mann. Wenn du Kinder hast, erziehe sie in der Pflege und der Ermahnung des Herrn. Sei für sie da. Wenn du dich nicht um deine Familie kümmerst, ganz gleich welche geistliche Entschuldigung du entgegenhältst, bist du schlimmer als ein Heide. Und wenn du nicht arbeitest, wirst du auch nicht essen.
Ausgeglichenheit ist der “heilige Gral”, den wir im Leib Christi heutzutage so dringend wiederentdecken müssen. Dies ist Paulus´ gesunder und vernünftiger Rat. Er war Vorbild darin, da er mit seinen eigenen Händen arbeitete und seinen eigenen Unterhalt verdiente, so dass er die Gute Nachricht kostenlos verfügbar machen konnte. Technisch gesehen, ja, es war ihm möglich, Unterstützung zu erhalten und gelegentlich nahm er diese auch in Anspruch, doch meistens entschied er sich dagegen. Als er den Ältesten der Gemeinde von Ephesus sein letztes Grußwort aussprach, konnte er bezeugen, dass er in den drei Jahren seines Dienstes in Ephesus niemandes Gold, Silber oder Kleidung verlangt hatte, sondern den Unterhalt für sich und für seine Begleiter selbst erarbeitet hatte, um der Gemeinde keine Last zu sein. Welch ein ehrenvolles Zeugnis!
Wie anders waren jene falschen Apostel, die folgten; sie beanspruchten alle Unterstützung, die sie auftreiben konnten, für sich und weigerten sich zu arbeiten, aßen und tranken anderer Leute Vorräte, beraubten die Witwen und machten aus der Guten Nachricht ein Geschäft. Genau das ist es, was einige von denen, die einen “Vollzeit”-Dienst für sich beanspruchen, auch heute noch tun.
Unsere Vorstellung vom Dienst ist eng gefasst und schlecht definiert. Die meisten Leute haben die Auffassung, Dienst bedeutet nur eins: Predigen in einer Gemeinde. Wenn ich in einer Gemeinde predige, bin ich ein Diener Gottes. Doch wenn ich an Tischen bediene, Geschirr spüle oder in einem Büro arbeite oder andere niedere weltliche Dinge tue, bin ich kein richtiger Gottesdiener. Dies ist die Denkweise, die den Menschen vermittelt wurde.
Als Pastor war es meine Aufgabe, an Pastorenkonferenzen und Zusammenkünften teilzunehmen. Nach den allgemeinen Begrüßungen war die erste Frage an neu Hinzugekommene NICHT, wie viele Menschen in ihrer Gemeinde in der Gnade und Weisheit Jesu Christi wachsen würden, sondern “Wie viele Leute hast du im Sonntagsgottesdienst?” Die zweite Frage, die wir stellten war: “Bist du in Vollzeit oder Teilzeit tätig?” Die Größe deiner Gemeinde und dein Status als Vollzeit- oder Teilzeitpastor gaben dir deinen Platz in der Hackordnung. Mir fiel auf, dass Pastoren mit großen Gemeinden und Vollzeitdienst üblicherweise den Vorrang hatten, wenn es um Leiterschaftspositionen innerhalb des Bündnisses ging.
Einer dieser erfolgreichen Pastoren hielt einmal eine Rede und “ermutigte” diejenigen von uns, die kleine Gemeinden hatten mit den Worten: “Gott ist auch mit euch.”
Doch ich bemerkte, wann immer diese Pastoren sich trafen, sprach jeder davon, wie schwer sie es hätten und wie sie um das nackte Überleben kämpften. Je größer die Gemeinde war, desto angespannter schien der Pastor. Sie liefen umher mit dem Gewicht der ganzen Welt auf ihren Schultern und versuchten mit all diesen Problemen fertig zu werden. Sie waren selbst so in einem Netz verfangen und steigerten sich in ihre eigenen Belange hinein, bis sie wie erstarrt wirkten. Ich kam von diesen Treffen immer zutiefst depremiert nach Hause.
Ich fing an zu überlegen, was falsch ist an diesem Bild. Warum strebe ich danach, so etwas vollzeitlich zu tun. Warum versuche ich, innerhalb dieser Gruppe von Nervenbündeln, vorwärts zu kommen? Was erreiche ich damit, außer noch mehr Probleme und Stress? Wie konnten wir uns so weit vom Neuen Testament entfernen? Warum sind wir so besorgt um Zahlen und Größe, wenn wir nicht in dem Kleinen treu sind, das wir zu Beginn haben? Warum nehmen so viele Pastorenehefrauen Anti-Depressiva? Warum haben so viele Kinder von Pastoren ernstliche Probleme? Was tue ich hier? Wie wird meine Familie in zwanzig Jahren aussehen? Dies war der Anfang eines Prozesses, in dem Gott mein Verständnis vom Dienst grundlegend veränderte. Es war der Anfang vom Ende meiner Karriere als Prediger der organisierten Religion. Ich gab meinen kleinen unbedeutenden Dienst auf und nahm meinen Platz bei der Einen Herde unter dem Einen Hirten ein. Ich bereue diese Entscheidung nicht, denn was ich empfing ist viel großartiger als das, was ich aufgegeben habe.
das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus
Freunde, die Situation, wie ich sie beschrieben habe, ist nicht so wie Gott den Dienst beabsichtigt hat. Ich habe gelernt, dass es etwas gibt, das das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus genannt wird (Römer 8:2). Ich habe es in Aktion gesehen und ich weiß, wann es im Leben eines Menschen wirkt und wann nicht. Ich kann in mich selbst hinein sehen und weiß sofort, ob ich mit diesem Leben kooperiere oder nicht. Ich danke Gott dafür, dass er mich dies gelehrt hat und bete, dass er uns allen Einsicht in dieses Leben gewährt, denn es wird Gefangene freisetzen. Lasst mich erklären, in welchem Verhältnis das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus zu unserer Arbeit und unserem Dienst im Herrn steht. Es lässt sich alles zu diesem Grundsatz zusammenfassen: Gott wird dich nirgendwo HINFÜHREN, wo seine Gnade dich nicht ERHALTEN kann. Wenn wir nämlich das Werk in Angriff nehmen, das uns vom Herrn zugewiesen wurde, werden wir erkennen, dass das Leben des Herrn gegenwärtig ist, um uns alle innere geistliche Stärke zu geben, die wir brauchen, um dieses Werk zu Ende zu führen. Ich sage nicht, dass alles glatt gehen wird und wir niemals irgendwelche Selbstzweifel oder Furcht haben werden. Weit gefehlt. Doch hört mal was Paulus sagt:
” Wir werden allenthalben bedrängt, aber nicht erdrückt; wir kommen in Verlegenheit, aber nicht in Verzweiflung; wir werden verfolgt, aber nicht verlassen; wir werden niedergeworfen, aber wir kommen nicht um” (2. Korinther 4:8-9) Sein Geheimnis? “Das ist das Ziel meiner Arbeit, dafür kämpfe ich und mühe ich mich ab. Christus, der mit seiner Macht in mir wirkt, schenkt mir die Kraft dazu.” (Kolosser 1:29) Nicht ich, sondern Christus. Das ist das Geheimnis des Christenlebens und der Schlüssel zu aller fruchtbaren geistlichen Arbeit.
Der Mehrzahl von Menschen im christlichen Dienst erhalten Methoden, Pläne, Formeln, Bücher, Kassetten, Seminare, Konferenzen, Unterricht und Schulungen, damit sie ihren Dienst erfüllen können. Es gibt zurzeit mehr Pastoren als Gemeinden, denen sie vorstehen könnten. Diese jungen Menschen, frisch weg vom Studium, sitzen herum und warten auf die Gründung einer Gemeinde, in die sie kommen und ihren Dienst beginnen können. Sie warten auf den Tag, an dem sie alles, was sie gelernt haben, in die Praxis umsetzen können. Was passiert, wenn sie denn endlich ausgewählt werden, ihre erste Gemeinde zu leiten? Sie bringen die ganze Geschichte durcheinander.
Ich habe mit solch einem jungen Mann zusammengearbeitet. Ich kann aufrichtig sagen, heute liebe ich ihn, aber damals, als wir zusammen arbeiteten, war ich bei mehr als einer Gelegenheit kurz davor ihm körperlich wehzutun. Und ich bin sicher, er brachte mir die gleichen Gefühle entgegen! Er war intelligent, konnte sich gut ausdrücken und war gebildet. Er war in seiner Auffassung von Dienst total engagiert. Wir können sein Herz nicht beurteilen, doch wir können uns die Frucht seines Pastorenamts ansehen und all die verletzten Menschen als Ergebnis seiner besten Absichten und Bemühungen. Nachdem er eine ausreichende Anzahl von Leuten vertrieben und die gesamte Gemeinde und den Mitarbeiterstab in Aufruhr versetzt hatte, geriet er unter solch einen Druck, dass sein Körper rebellierte und er drei Wochen lang krank war. Plötzlich fühlte er sich “berufen” das Angebot einer anderen Gemeinde in einem anderen Bundesland anzunehmen und wir können nur beten, dass er dort nicht dieselben Fehler machen wird.
Was fehlt? Wie ist die Gemeinde in einen solch traurigen Zustand geraten? Wir geben Menschen eine Methode, doch Gott möchte, dass wir mit seinem Leben kooperieren, das durch uns wirkt. Hier geht es um eine geistliche Angelegenheit. Das kann nicht in einem Klassenzimmer vermittelt werden. Menschen können nicht eine Gebühr bezahlen und einen Abschluss bekommen und sagen, sie seien nun bereit, die Herde zu hüten. Tausendmal nein!
FANGE DEINEN DIENST HEUTE AN
Wenn jetzt irgendwer zu mir kommt und meinen Rat sucht in Bezug auf in den Dienst “gehen”, versuche ich zuallererst alle ihre Vorstellungen vom Dienst umzuwerfen und mit ihnen darüber zu sprechen, wie man ein Diener wird, sich auf den Rücksitz setzt, verborgen vor den Blicken, sich selbst erniedrigt und die Kunst des Füreinander-Daseins ausübt.
Der Dienst des Füreinander-Daseins erfordert kein Podium, keine Kanzel, Gebäude, Budget oder Gremium. Du kannst sofort beginnen, ohne Schulung und ohne Erfahrung; und du musst auch nicht deinen Job aufgeben oder etwas ähnlich Dramatisches tun. Du kannst nicht hinein- und auch nicht hinausgewählt werden. Das Leben, das du besitzt, qualifiziert dich zu einem Vollzeitdienst des Füreinander-Daseins. Deine Wunden sind dein Befähigungsnachweis. Du kannst gleich jetzt zu deinen Brüdern und Schwestern gehen und sagen: “Der Herr hat mich in den Dienst berufen, und ich fange heute damit an.” Liebe die Geheiligten, bete für sie, ermutige sie und diene ihnen. So oft konnten wir schon Personen beobachten, die behaupteten, sie wären zu irgendeinem großen Werk berufen, doch sie haben die grundlegenden Prinzipien des Füreinander-Daseins vernachlässigt. Es gibt keinen Konkurrenzkampf um die niedrigste Position, also lasst uns alle, die wir den Herrn lieben, zuerst dorthin gehen und ein Diener werden.
Was also, wenn du nicht lehren, predigen oder singen kannst? Besteht das Werk des Herrn nur daraus? Wohl kaum. Du könntest einen Dienst der Bestätigung und Bejahung beginnen. Mach es einfach zu deiner Aufgabe jeden zu ermutigen, den du triffst und sie so aufzubauen im Herrn. Die meisten Menschen reißen sich gegenseitig runter, also mache es dir in Gott zum Vorsatz, dass du die Gemeinde bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufbauen und ermutigen wirst. Lege dir eine Liste mit Adressen an und sende den Menschen auf deiner Liste öfters eine kleine Botschaft zu. Dies ist ein ganz simpler Weg anzufangen. Die Möglichkeiten sind endlos!
Ihr seht, der Dienst ist nicht irgendeine großartige, tiefschürfende und außergewöhnliche Sache, sondern nur gewöhnliche Dinge auf ungewöhnliche Weise verrichtet.
In welchem Alter oder geistlichen Wachstumsstadium wir uns auch immer befinden mögen, wir sind zum Dienst des Füreinander-Daseins berufen. Es ist eine lohnende Berufung. Lasst uns einfach in Liebe vorwärts gehen und fleißig gemäß dem Gesetz des Lebens in Christus arbeiten (nicht in unserer eigenen Kraft) und es wird uns wohl ergehen. Lasst uns lernen, Gelegenheiten wahrzunehmen und die Zeit auszukaufen. Die Diener sind nicht größer als ihr Meister, doch sollten die Diener danach streben, es ihrem Meister gleichzutun. Ich bete, dass der Herr noch mehr Diener als Ergebnis dieser Worte aufstehen lassen wird. Amen.